„Designing Inclusive Educational Environments“
Barcelona, 22.10.2018–27.10.2018
Seit 1999 nimmt die Grund- und Mittelschule Dinkelscherben erfolgreich an europäischen Comenius- und Erasmus-Schulprogrammen teil. Stets waren mit diesen Schulprojekten auf europäischer Ebene auch Schülerfahrten an ausländische Schulen verbunden. Je nach Projektthema hielten die Dinkelscherbener Schüler Unterricht in englischer Sprache, besuchten Unterricht, wohnten bei Gastfamilien und lernten Leute und Kultur des fremden Landes kennen. 2018 nun nahm die GMS Dinkelscherben zum ersten Mal an einem KA 1 – Projekt teil, bei dem sich Lehrkräfte und Schulleiter aus ganz Europa auf den Weg machten, um sich über unterrichtliche, erzieherische und methodische Vorgehensweisen hinsichtlich Inklusion an ihren Schulen auszutauschen.
Ende Oktober 2018 besuchte Schulleiter Manfred Hörmann in Barcelona den Kurs „Designing Inclusive Educational Environments“. Hauptinhalt des Kurses war, in Erfahrung zu bringen, wie an europäischen Schulen Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und sprachlichen Defiziten günstig gefördert werden können. Da das Recht auf Teilhabe am Regelunterricht für Schüler mit Beeinträchtigungen auf europäischem Gebiet gesetzlich verankert ist, gilt es, dieses Anrecht bestmöglich umzusetzen.
Interessant für alle Kursteilnehmer vom südlichen Griechenland bis ins nördliche Schweden war die Tatsache, dass allein Deutschland und im Besonderen das Bundesland Bayern über das System der Förderschulen eine Schulstruktur vorhält, innerhalb derer Schüler mit körperlichen bzw. geistigen Beeinträchtigungen speziell gefördert werden. Diese Struktur stand ganz im Gegensatz zum schwedischen Schulmodell. Hier werden lediglich geistig schwerstbehinderte Schüler in eigenen Einrichtungen betreut, um ihnen hinsichtlich Pflege und Unterrichtung voll gerecht werden zu können. Sämtliche anderen Schüler werden gemeinsam beschult. Selbst Kinder mit Down-Syndrom nehmen am Unterricht der Regelklassen teil. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass die Klassengrößen bei Teilnahme von behinderten Schülern klein sind und optimale Bedingungen durch Zweitlehrkräfte und medizinische sowie psychologische und therapeutische Betreuung gewährleistet sind.
Eine ähnliche Situation ist auch im portugiesischen Schulsystem gegeben. An einer allgemeinbildenden Beispielschule mit 770 Schülern arbeiten 45 Lehrkräfte und 25 „assistant teachers“ – zusätzliches Lehrpersonal – zusammen. Zudem übt der Schulleiter hier die Funktion eines Generalmanagers aus. Er organisiert die Einstellung und auch Bezahlung von Lehrkräften, Ärzten, Therapeuten, Cateringpersonal usw. Damit wird den Schulen ein Umfeld geboten, Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam erfolgreich in Unterricht und Freizeit zu betreuen.
Spannend für alle Kursteilnehmer waren die Aussagen und Lösungsansätze hinsichtlich inklusiver Beschulung aus südeuropäischen Ländern wie Griechenland, Serbien, Kroatien, Italien und Spanien. Die schwierige Beschulung von Schülern mit Migrationshintergrund, die sich auch in Bayern ab Herbst 2014 zeigte, ist für diese Länder auch gegeben. Allerdings betraten diese Länder hier kein Neuland. Nahezu all diese Länder fangen die problematische Beschulung von Schülern mit geringen bis fehlenden Sprachkenntnissen durch zusätzliches Lehrpersonal, durch die Mithilfe außerschulischer Organisationen sowie nicht zuletzt durch den Einsatz informationstechnologischer Hilfsmittel auf.
Der Leiter des Erasmus-Kurses Dimitris Zisimopoulos, fünfter von links, im Kreise europäischer Lehrkräfte aus Italien, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Deutschland, Spanien und Schweden.
Für die Grund- und Mittelschule Dinkelscherben bedeutet die Umsetzung inklusiver Beschulung nach wie vor eine enge Kooperation mit all den zur Verfügung stehenden Förderschulen jedweder Ausbildungsrichtung. Darüber hinaus sind Neuerungen im Bereich Schulausstattung wie z. B. der Einbau eines behindertengerechten Aufzugs sowie ein verstärktes informationstechnologisches Angebot im Bereich Spracherwerb und Sprachübersetzung unerlässlich. Der Einsatz von Drittkräften, den die Schule seit 2 Jahren zur Förderung von Spracherwerb und Sprechfertigkeit anbietet, muss in dieser Form weitergeführt werden. Inwieweit außerschulische Organisationen die Beschulung von Schülern mit geringen Sprachkenntnissen unterstützend begleiten können, dies wird sich erst in Zukunft zeigen.
Für die Teilnehmer des Kurses „Designing Inclusive Educational Environments“ in Barcelona stand ein Satz von head trainer Dimitris Zisimopoulos täglich im Mittelpunkt, da er ihn gebetsmühlenartig immer wieder vortrug:
„Most important for a successfull process to inclusion of all students is the attitude of those persons who are each day concerned with it.“
(„Die Einstellung all derer, die an Schulen und Einrichtungen täglich mit Inklusion zu tun haben, ist entscheidend für den Erfolg der Einbeziehung aller Schüler.“)
Wie wahr !
Manfred Hörmann, im November 2018